Josefskapelle Erfweiler-Ehlingen
Oberhalb des Mandelbachtals steht auf dem Hölschberg eine dem Heiligen Josef geweihte Kapelle, die als das weithin sichtbare Wahrzeichen des Doppeldorfes Erfweiler-Ehlingen gilt. Die Einwohner des Bliesgauörtchens in der Gemeinde Mandelbachtal hängen sehr an dieser schönen Kapelle und pilgern jedes Jahr am 19. März zum Namenstag des Heiligen Josef in großer Zahl zu dem Gotteshaus.
Beschreibung
Die Einwohner der beiden damals noch nicht zusammengewachsenen Orte Erfweiler und Ehlingen hatten mit dem Bau der Kapelle ein feierliches Gelübde erfüllt. Dieses hatten sie gemeinsam am 24. Juni 1866 unter Pfarrer Anton Pfeiffer abgelegt. Damals schwor man zu Ehren des Heiligen Josefs eine Kapelle zu bauen, wenn die beiden damals zu Bayern gehörenden Dörfer vom Krieg Preußens gegen Österreich-Bayern verschont bleiben und alle Männer aus Erfweiler und Ehlingen wohlbehalten heimkehren würden.
Und tatsächlich kam in dem Krieg, bei dem am Ende die Preußen in der Schlacht von Königgrätz siegten, nichts und niemand aus Erfweiler-Ehlingen zu Schaden. Der Grund dafür war banal: Die Schlacht war schon entschieden, bevor die Bataillone des 13. bayerischen Infanterieregiments und des 5. königlichen bayrischen Chevauleger- Regiments in Zweibrücken und Saargemünd zum Schlachtfeld in das tschechischen Dorf Sadowa aufgebrochen waren.
Bei Königgrätz hatten sich in dem kleinen Dorf am 3. Juli 1866 über 400.000 Soldaten in einer verlustreichen Schlacht bekämpft – gänzlich ohne Beteiligung des Zweibrücker Regiments, in dem damals die jungen Burschen des Bliesgaus ihren Dienst versahen. Und in und um Erfweiler-Ehlingen fanden überhaupt keine Kriegshandlungen statt. Also kam auch niemand in den beiden Dörfern zu Schaden, alle Männer kamen wohlbehalten zurück und selbstverständlich erfüllte man angesichts dieses Wunders ehrenvoll das Gelübde.
Alle Arbeiten an der gar nicht mal so kleinen Kapelle wurden ohne Bezahlung von den Handwerkern und Bauern erbracht und das Material durch Gönner finanziert.
Die ganze Gemeinde ging mit Eifer ans Werk. Maurer, Zimmerleute, Steinhauer, Schmiede und Schreiner, auch aus den Nachbarorten, nutzten ihre freie Zeit, um das edle Werk zu vollenden und Bauern mit Pferden und Kühen übernahmen kostenlos Fuhren. Im Jahr 1869 war die Kapelle schließlich fertig gestellt.
Wenn auch in der Folge um die Eigentumsrechte an der Kapelle ein zehnjähriger Streit entbrannte, den erst der 1875 in die Pfarrgemeinde entsandte Pfarrer Arnold Rütter beilegen konnte, so war und ist die weithin sichtbare Josefskapelle von Anfang an ein Anziehungspunkt für Scharen von Gläubigen aus der Region. Am 24. Oktober 1869, also genau vor 150 Jahren, fand erstmals eine Heilige Messe in der Kapelle statt. 1881 wurde nach den Plänen des Pfarrers Arnold Rütter der schöne Holzaltar der Kapelle angefertigt. Der Heilige Josef als Schutzpatron und der Heilige Wendalinus als Abt von Tholey schmücken Altar und Kapelle seit 1888.
Ihr heutiges Aussehen, mit dem kleinen Glockenturm, erhielt das Gotteshaus im Jahr 1921. Die Inschrift in der noch immer vorhandenen Glocke bezeugt dies bis heute.
Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurden bei Erfweiler-Ehlingen deutsche Soldaten auf ihrem Rückzug von den heranrückenden Amerikanern beschossen. Bei diesem Angriff wurde die Kapelle am 15. März 1945 schwer beschädigt. Während der heftigen Kriegshandlungen in diesen Tagen wurde unter Pater Ferdinand Quack von der Pfarrgemeinde ein neuerliches Gelübde abgelegt. Seit diesem Tag wird der Josefstag am 19. Mai in Erfweiler-Ehlingen als Feiertag begangen. Dies ist auch heute noch so.
Die Schäden an der Kapelle wurden von der Dorfgemeinschaft schon kurz nach Kriegsende beseitigt. Dank einer Initiative des damaligen Oberwürzbacher Pfarrers Johannes Schirmer konnten 1994 neue Buntglasfenster gefertigt und eingebaut werden. Die acht Fenster zeigen Motive aus dem Leben des Heiligen Josefs. Gestaltet und entworfen wurden die wunderschönen Glasfenster von den polnischen Künstlerinnen Jolanta Zychowca und Anna Ireneusz Zarcyccy.
Frei nach dem Motto „Der Weg ist das Ziel“ wird auch schon der Aufgang hoch zur Josefskapelle spirituell begleitet. Entlang des Fußweges, der das Dorf mit der Josefskapelle verbindet, stehen sieben kleine Häusschen, in denen jeweils eine der Sieben Schmerzen Mariäs abgebildet sind. Die Stationshäusschen sind zwischen 1869 und 1873 auf Initiative des Pfarrers Anton Pfeiffer errichtet worden. Die in den Stationen gezeigten Bild wurden 1957 von dem Kunstmaler Alfred Gottwald in Mineralfarben geschaffen. Die sieben Schmerzen Mariens sind die Darstellung Jesu im Tempel mit Weissagung Simeons, die Flucht nach Ägypten vor dem Kindermörder Herodes, der Verlust des zwölfjährigen Jesus im Tempel, Jesus begegnet seiner Mutter auf dem Kreuzweg, die Kreuzigung und das Sterben Christi, die Kreuzabnahme und Übergabe des Leichnams an Maria und die Grablegung Christi.
2017 wurde bekannt, dass es erheblichen Schäden an Dach und Dachstuhl der Kapelle gibt, die der dringenden Beseitigung bedürfen. Wie in den vorherigen Jahrhunderten wurde im Jahr 2018 von den Bewohnern von Erfweiler-Ehlingen sofort gehandelt und ein Förderverein Josefskapelle gegründet, dessen Zweck es ist, die örtliche katholische Kirchenstiftung bei den Instandhaltung- und Instandsetzungsmaßnahmen an der Josefskapelle und an den Stationshäuschen der „Sieben Schmerzen Mariens“ zu unterstützen.
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66399 Mandelbachtal